Die Formgebung der in Kinderbüchern des Vor- und Grundschulalters verwendeten Schriften, von denen die bekannteste die Schriftart ›Futura‹ sein dürfte, liegt im Bauhaus und dessen Umfeld der 20er-Jahre des vorherigen Jahrhundert. Eine gängige Meinung für deren Einsatz ist, Kindern mit einer möglichst ›einfachen‹ Schrift eine Form anzubieten, welche das Lesen erleichtern soll. Die vom Bauhaus propagierte Haltung einer seriellen Formgebung und einer industriellen Produktion von Gebrauchsgegenständen für eine möglichst breite Bevölkerungsschicht hatte auch einen Einfluss auf das Schriftschaffen der Zeit. Jan Tschichold spricht 1928 in seinem damals revolutionären Werk ›die neue typografie‹ vom ›Ingenieur als Gestalter unseres Zeitalters›.
Die Frage, in welcher Weise die massenindustrielle Produktion gestaltbar sein kann, führte zu einer Annäherung an die industrielle Produktionswirklichkeit, zu einer Tendenz formaler Strenge und Reduktion der Mittel, in dessen Verlauf auch erprobte (Schrift-) Formen ins Abseits gedrängt wurden. ›Unauffällig bemächtigte sich die Logik der Produktionsbedingungen des Gegenstands und der Gebrauchsvollzüge‹ (Selle 1990, S. 160).
Der Vorreiter der ›Neuen Typografie‹, Jan Tschichold, hat sich nach dem Krieg vehement von seinen früher selbst vertretenen Thesen einer ›neuen Zeit‹ abgewendet. Mit einer ›klassischen‹ Buchtypografie für die englischen ›Penguin Books‹ erlangte Tschichold zum zweitem Mal Weltruhm und gilt heute als der einflussreichste Typograf des 20. Jhd. Tschichold schreibt 1975:
›Die Neue Typografie beging zwei Denkfehler. Sie legte der Verworrenheit der typografischen Durchschnittsformen allein den Schriftarten zur Last und glaubte, in der Endstrichlosen, der Grotesk, das Heilmittel und gar die Schrift unserer Zeit gefunden zu haben … Die Endstrichlose ist nur scheinbar die einfachste Schrift. Sie ist eine für Kinder gewaltsam reduzierte Form und für Erwachsene schwerer lesbar als die mit den keineswegs ornamental gemeinten Endstrichen versehene Antiqua‹ (Tschichold 1975, S. 21).
In seinem Vortrag beschreibt Gerrit Noordzij die Folgen im Gebrauch der auch heute noch verbreiteten Schrifttype im Kinderbüchern des Vor- und Grundschulalter. Im dritten Band der Publikation ›design2produkt‹ der FH Vorarlberg erscheint hierzu ein Beitrag von Lutz Krause.
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