Der Trend, dass Technik sich zunehmend an das Aktionspotential des Menschen anpasst und seine Wahrnehmungskanäle nutzt, ist deutlich: Bewegungen und Gesten, durch möglichst ›smarte‹ Sensoren aufgenommen, dienen zur Steuerung und Navigation im dreidimensionalen Raum. Stereoskopische Wiedergabe ermöglichen eine weitgehend ›naturgetreue‹ Simulation von Objekten und Bewegungsabläufen.
Die Erzeugung einer dreidimensionalen Illusion ist jedoch keinesfalls eine Erfindung unserer Zeit. Der Wegbereiter der Renaissance, Giotto, malte eine kleine Fliege auf einem Bild seines Lehrmeisters Cimabue derart echt, dass dieser mehrfach versuchte, diese zu verscheuchen – bis er die Täuschung erkannte. Die barocke Architektur überbot sich mit perspektivischem Illusionismus, den Raum unendlich bis zum Himmel erweiternd. In diese Tradition kann man die heutige 3D-Technologie durchaus verorten.
Die komplexesten Bauwerke der Kulturgeschichte, die gothischen Kathedralen, wurden jedoch ohne detaillierte Baupläne oder anschauliche Vorlagen errichtet – allein aus der Vorstellungskraft der Baumeister. In Chartres etwa machte nur ein Grundriss das noch nicht Reale sichtbar, die Imaginationskraft (verbunden mit höchster Kenntnis der Proportionen), ließ diese gewaltigen Bauwerke entstehen. Heute stellt sich die Frage, ob die perfekte Simulation noch nicht existenter Artefakte die eigene Vorstellungskraft eher schwächen – oder diese um neue Perspektiven bereichern.
Auffällig bei der Entwicklung scheint, dass digitale Simulation nicht mehr länger die Realwelt ersetzen möchte: ›second live‹ ist kaum mehr ein Thema. Vielmehr geht es um eine sinnvolle Ergänzung und Erweiterung der Realwelt. Dieses wurde beim dem UDAY XI besonders bei dem Beitrag von Prof. Maxzim deutlich, der mit innovativer 3D-Technik an namhaften Restaurierungsprojekten arbeitet und es so schafft, vergangene Kulturgüter mit neuester Technik zu erhalten.
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